November, 2022
Veranstaltungsdetails
Einweihung einer Gedenktafel durch den Förderkreis Jüdisches Museum Rotenburg - unter Mitwirkung von Bürgermeister Christian Grunwald und dem Regionalforum Hersfeld-Rotenburg, anschließend Führung auf dem Jüdischen Friedhof durch Dr. Heinrich Nuhn. Die
Veranstaltungsdetails
Einweihung einer Gedenktafel durch den Förderkreis Jüdisches Museum Rotenburg – unter Mitwirkung von Bürgermeister Christian Grunwald und dem Regionalforum Hersfeld-Rotenburg, anschließend Führung auf dem Jüdischen Friedhof durch Dr. Heinrich Nuhn.
Die jüdischen Friedhöfe sind heute oft die einzigen sichtbaren Zeugnisse des alten Judentums in Deutschland, letzte Zeugen für die 2000-jährige Kulturgeschichte einer Minderheit, die nach fast vollständiger Assimilation dem NS-Rassenwahn zum Opfer fiel.
Es bleibt festzuhalten: Die Katastrophe der NS-Zeit hat die jüdischen Friedhöfe zu Denkmälern einer abgebrochenen Geschichte gemacht. So bewahren jüdische Friedhöfe nicht nur die Erinnerung an die Vitalität und die Produktivität jüdischen Lebens in dieser Stadt, sondern sind auch eine Erinnerung an den Hass, mit dem ein Teil der nichtjüdischen Bevölkerung dieses Leben verfolgte, wie dies an den Zerstörungen auch in Rotenburg sichtbar wurde.
Es ist andererseits bemerkenswert, dass es den NS-Machthabern trotz ihres rücksichtslosen Vorgehens nicht gelungen ist, die jüdischen Friedhöfe endgültig zu beseitigen.
So sind diese heute eines der wenigen sichtbaren Zeugnisse des früher vielfältigen kulturellen jüdischen Lebens und Brauchtums, zugleich auch Mahnmale und stummes Zeugnis von dessen Vernichtung.
Inzwischen ist die Rückbesinnung auf die gewaltsam abgebrochene jüdische Tradition zu einer der vornehmsten Aufgaben auch vor Ort geworden. Die Stadt Rotenburg stellt sich heute ohne Vorbehalt der Verantwortung gegenüber ihrer jüdischen Geschichte. Nicht zuletzt zeugt die Erhaltung und Pflege der Friedhöfe von der demokratischen Erinnerungskultur, die die Verbrechen der Nazi-Diktatur nicht vergessen lassen will.
Wir möchten den Jüdischen Friedhof in Rotenburg stärker in die lokale und regionale Erinnerungs- und Gedenkkultur einbinden. Der seit 1682 nachweisbare Jüdische Friedhof am Hausberg ist eine der ältesten Begräbnisstätten im Bundesland Hessen und war bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts der zentrale Friedhof für die jüdischen Gemeinden der gesamten osthessischen Region. Der Friedhof ist eines der wenigen fast vollständig erhaltenen authentischen Zeugnisse des einst in unserer Region blühenden jüdischen Lebens und ein Kulturdenkmal der besonderen Art.
Neben der ehemaligen Jüdischen Schule in der Brotgasse und dem restaurierten Gebäude des ehemaligen Ritualbades (Mikwe) in der Brauhausstraße ist der jüdische Friedhof am Hausberg das einzige authentische bauliche Zeugnis einer einstmals reichen jüdischen Kultur vor Ort in Rotenburg.Mit Bild- und Texttafeln in einer für Außenaufstellung konstruierten Vitrine soll das oben Genannte veranschaulicht werden. Zugleich sollen Informationen über jüdische Begräbniskultur vermittelt und vor allem die aktuellen Kontakte mit den Nachfahren der ehemals hier lebenden jüdischen Familien dargestellt werden. Die Vitrine wird an dem vorgesehenen Standort täglich von einer großen Zahl von Passanten wahrgenommen (neben Einheimischen von Patienten des HKZ, von deren Besuchern, von Hotelgästen und auch von den Studierenden der Hessischen Finanzschule), sodass die Rotenburger Erinnerungs- und Gedenkkultur auch über die Stadt hinaus intensiver als bisher erkennbar werden kann. In Zeiten erstarkender Gegenbewegungen will die Dokumentation der jüdischen Friedhöfe einen Kontrapunkt setzen.
Dem Standplatz am unteren Eingang kommt insofern besondere Bedeutung zu, als er Kreuzungspunkt für zwei Fernwanderwege (x3/Wildbahn u. x9/Wartburgpfad) sowie des Rundwanderwegs R6. Die Tafel wird also besondere Aufmerksamkeit auch bei Ortsfremden wecken. (Stichwort: geplante Anlegung sog. Premiumwanderwege).
Die verglaste Schautafel für einen Info-Point am unteren Eingang zum Jüdischen Friedhof (=Hauteingang) an der Moritz-Katzenstein-Straße hat eine Breite von 2,05 m und eine Höhe von 1,15 m.
Die Realisierung des Vorhabens wurde ermöglicht durch eine 80-Prozentförderung des Regionalbudgets 2022 im Rahmen des Regionalforums Hersfeld-Rotenburg. Die verbleibenden Kosten trägt der Förderkreis Jüdisches Museum Rotenburg, der seit vielen Jahren auch regelmäßig Führungen auf dem Jüdischen Friedhof am Rotenburger Hausberg anbietet.
Zeit
(Donnerstag) 15:00
Ort
Unterer Eingang zum Jüdischen Friedhof, Moritz Katzenstein-Straße/Moritz-Rothschild-Weg
Organisator
Dr. Heinrich Nuhn